Sonntag, 25. März 2012

Fünf Tage Regel

Ja, so sieht nämlich das Leben eines Soldatenfräuleins aus, wenn der Mann unter der Woche in der Kaserne wohnt.
Unser gemeinsames Leben beginnt Freitag Nachmittag. Man freut sich aufeinander, macht sich schick, putzt die Wohnung, zieht dem Kindi was hübsches an und kriegt Herzklopfen. Aber wenn er dann wirklich da ist, sitzt man nebeneinander und ist schüchtern. 
Wenn mir andere Leute sagen, dass ich ihn ja nur fünf Tage nicht sehe, dann könnte ich kotzen.
Denn in diesen fünf Tagen, passieren Weltbewegende Dinge, dir wir nicht teilen können. 
Unser Leben ist unter der Woche ein ganz anderes, als am Wochenende, wenn er da ist.
Er verpasst nämlich UNSER  gemeinsames Leben. 
Also sitzen wir da und schweigen uns an. 
Ich, von der Woche geschlaucht und müde, weil das Herzkind weder schlafen, essen, spielen oder sonst etwas sinnvolles machen wollte.
Und er total überfordert von meinen Vorderungen...
Also sortiere ich seine Wäsche, stopfe alles in die Waschmaschine und hoffe irgendwie, dass bald Sonntag ist...
Die erste Nacht nach der unendlich langen Trennung ist schön.
Man gewöhnt sich langsam aneinander, kuschelt mit dem Mädchen, schaut ihr beim schlafen zu und merkt, wie schön es doch ist, wenn man doch zu dritt im Bett liegt.

Die Samstage sind hektisch und sie setzen uns unter Druck.
Man steht früh auf und versucht den Tag so voll wie nur möglich zu stopfen!
Immerhin ist dies unser einzig ganzer Tag, den wir gemeinsam verbringen!
Also werden wir nervös und stolpern über unsere Füße. Man nervt sich und der Herzschlag wird schneller.
Also stehe ich auf, packe die gewaschene Wäsche in den Trockner und hoffe, dass der Tag schön wird.
Wir machen viel, sehen viel und erleben zu dritt immer sehr intensive Samstage. An jeden einzelnen kann man sich erinnern. Und wir tanken Liebe. Und wir tanken uns. Das Herzmädchen blüht auf und will ihren Papahelden am liebsten nie wieder los lassen.

Sonntag.
Wir schlafen aus, Papa spielt mit Töchterchen, frühstücken in Ruhe und sind eine Familie.
Wir beginnen den Tag ohne Stress und lassen dem Sonntag ihren lauf.
Diese Tage sind langsam. Sie vergehen schleppend und uns stört das nicht.
Wir sind wieder ein Wir und können kaum glauben, dass wir uns nur drei Tage in der Woche sehen.
Abends, wenn der Held noch die letzten Minuten mit seinem Baby genießt, steh ich da und kriege einen Klos im Hals.
Langsam und ordentlich fange ich an seine Uniformen zu bügeln. Jede Falte muss weg und ich lasse mir Zeit. Denn das ist, was uns fehlt. 
Dann ist er weg. Tränen steigen auf, doch man muss sie runter schlucken.
Warum nicht weinen? Es sind doch nur fünf Tage, in denen wir uns nicht sehen...

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