Dienstag, 26. Februar 2013

Die Steine auf meinem Weg

Die sind so riesig, wie Berge.
Der Weg in die Selbstständigkeit ist hart und lang.
Und irgendwie an manchen Tagen so unerreichbar.
Jetzt sitze ich schon seit ein par Wochen dran und irgendwie bewege ich mich nur im Kreis.
Dieses wunderbare Land ist besessen von ihrer Bürokratie.
Für ein Dokument brauche ich drei andere  Papiere und um diese zu bekommen vergehen gut und gerne mal zwei Wochen. 
Ich versuche es mir schön zu reden, dass das irgendwo ja doch ein System hat. Deshalb funktioniert das hier auch so gut. Alles hat seine Ordnung und sein Aktenzeichen. Und doch stehe ich vor einem Stapel Papiere, ohne zu wissen, wo ich anfangen soll. 

Und dann ist ja da noch unser Alltag!
Zwei Jahre lang war ich mit dem Herzkind alleine. Klar hatten wir einen Tagesablauf und unseren Rhythmus. Und wir hatten auch mal Termine. Aber das waren eher Ausnahmen.
Nun ist es anders. Ich habe einen Vertrag unterschrieben und an diesen muss ich mich halten.
Und dies fällt mir manchmal schwer. 
Und dem Herzkind auch.
Wir bleiben nicht mehr mal ne halbe Stunde länger im Bett liegen, weil die Nacht so anstrengend war.
Ich lasse den Abwasch nicht mehr Abwasch sein, weil am nächsten Tag wieder alles sauber und aufgeräumt sein muss.
Spontan mal wohin fällt auch aus. 
So ist das Leben, aber daran muss man sich erst wieder gewöhnen...

Jetzt arbeite ich mit Kindern zusammen. Und diese Ticken auch anders als wir.
Wenn ich Husten oder Halsschmerzen habe, dann ignoriere ich das.
Kinder nicht...
Also sagt man alle Termine ab und sitzt in der Kindernotfall Ambulanz, weil das Herzkind plötzlich ein Aua im Ohr hat.
Eine Woche alles absagen und eine Woche lang kein Geld.
Und während das Herzkind krank im Bett liegt stapeln sich bei mir im Hinterkopf die verpassten Termine.
Und dann, wenn es wieder gut ist, packt man soviel es geht in einen Tag. 
Vormittags Schule, Nachmittags das Tageskind eingewöhnen und Abends dann noch der Termin bei der Bank.
Und ich ziehe mein Mädchen mit. 
Sie muss ja mit...
Überall hin.
Und ich weiß, dass es falsch ist.
Aber es muss sein, Gott ja, es muss einfach sein!
Und wenn man dann wieder aufgeholt hat und man sich denkt, es kann nur besser werden, ruft die Mami vom Tageskind an und meldet sich krank.
Und dann sitzt man da, voller Tatendrang, weil es ja endlich weiter gehen kann, aber es geht nicht weiter. 

Und dann ist ja noch das Privatleben, was ja irgendwie ja doch nicht da ist.
Keine rettende Hand vom Herzmann, der einen auffängt.
Keine Umarmung, wenn man am Boden liegt und nicht mehr aufstehen will.
Ein Telefonat am Tag, ein par sms.
Das ist alles, was uns noch an unser Privatleben erinnert.
Man verliert das gegenseitige Verständnis.
Jeder ist schlimmer dran, als der andere.
Keiner hat mehr die Kraft, dem anderen weiter zu Helfen. 
Man kümmert sich um sich selbst, weil man es derzeit einfach nicht besser kann.
Ich verstehe das.
Weil ich es nicht anders kenne.
Aber diese Zeit ist schlimm.
Die schlimmste vielleicht bis jetzt.
Weil wir auf Weggabelungen treffen und die Gefahr unglaublich groß ist, dass wir verschiedene Wege wählen.


Mädels, ganz ehrlich, ich will so oft Aufgeben. 
Und einfach sagen, "Nein, das lohnt sich doch alles nicht!"

Aber ich stehe doch jeden Tag auf und hoffe auf Sonnenschein.
Irgendwo zwischen alldem muss doch irgendwo die Sonne scheinen.
Denn das Beste am Winter ist, dass danach der Sommer kommt.

7 Kommentare:

  1. ich danke dir für diesen authentischen Beitrag.

    Die bürokratischen Dinge sind wirklich sehr verzwickt, man braucht quasi für jede Handbewegung eine Bescheinigung -.-
    Mein Partner ist auch oft nicht da und ja, das ist ein komplett anderes Leben und vorallem auch nicht immer einfach.
    Aber anders herum kann und sollten wir vielleicht die Vorteile gegenüber dem sehen, die sich täglich auf den Keks gehen ;)

    Man lernt viel über sich selber und weiß die gemeinsamen Momente mehr zu schätzen.

    Du kannst stolz auf das sein, was du bis hierher geschafft hast!
    Lg

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  2. Hallo Du,

    ich habe damals als Steffen klein war auch als Tagesmutter gearbeitet. Ich dachte eben so könnte ich ein bißchen Geld verdienen und müsste mir trotzdem keine Gedanken um die eigene Kinderbetreuung machen und Steffen hat auch noch jemanden zum Spielen da.
    Ehrlich gesagt fand ich es sauanstrengend und war froh als es vorbei war. Mit den eigenen Kindern kann man mal einen Tag auch etwas luschiger angehen aber sobald man Kinder betreut und dieses bezahlt bekommt ist ein anderer Druck dahinter.
    Jetzt bin ich ja schon seit dem Lene ein Jahr alt geworden ist wieder berufstätig und finde es entspannender einen halben Tag mal weg zu sein als meine privaten Räume der Arbeit als Tagesmutter zur Verfügung zu stellen. Mal sich mit etwas anderes als Kindergedöns zu beschäftigen tut echt gut und um den ganzen Tag mit Kindern zu arbeiten als Erzieherin, Lehrerin, Tagesmutter etc. muss man auch wirklich geboren sein...ich bin es definitiv nicht.
    Die Zeit als man den ganzen Tag so vor sich hintüdeln konnte während der Elternzeit vermisse ich übrigens auch sehr. Ist leider seit über einem Jahr hier schon vorbei und mein Beruf hat mich wieder.
    Schade dass der Herzmann so selten da ist. Ich dachte ihr seit deswegen runtergezogen weil ihr so zusammenwohnen könnt?
    LG Monika

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  3. Ja. Ich habe eine riesen Einraumwohnung welche in 2 geteilt ist. Zu einem gibt es viele Eltern die bis zu 2 Jahre ihre Kinder mit im Schlafzimmer haben und zum anderen waren keine 2 oder 3 Raum Wohnungen frei. Was ist nun besser? Das Kind bei Mama schlafen zu haben oder auf der Straße? wir ziehen dieses Jahr hier weg und auch wenn mein Kind sein eigenes reich hat. Wird es wohl im Beistellbett schlafen anstatt im Babybett.

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  4. Oh, ich glaube, mein Kommentar ist abhanden gekommen. Es war ein wenig länger, sollte aber eigentlich bloß aussagen: Halte durch, du bist eine Kämpferin.

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  5. Mein Beitrag möchte einfach nicht unter diesem Post landen, ich habe hier bereits mehrfach kommentiert, aber wohl erfolglos. Ich mag dir einfach noch einmal Mut zusprechen: Du wirst sie alle, alle aus dem Weg Räumen, die Steine, denn du bist eine Mama, die schaffen alles.

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  6. Ich denke meine Hebamme wird mir schon sagen ab wann ich wieder Sport machen kann. Und mit dem Hund muss ich eh raus. Wir gehen jetzt oft Stunden. Das muss ich nach der Geburt auch und davon bekomme ich manchmal sogar Muskelkater. Ansonsten mache ich derzeit nur Sport für Arme, Beine und Po. Bauch gar nicht und nichts mit Ausdauer.

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  7. Ach, fand es auch nicht schlimm. Der Bauch wird zu Beginn eh erstmal alleine Flach, nur nicht Straff. Das macht danach der Sport. Bei meiner Mama war der Bauch in 2 Wochen sogar wieder der Alte und man sah ihr nichts mehr an...

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